Sonntag, 2. August 2020
Vorentscheidungen - Teil 3
Meinen dritten (und vermutlich letzten) Teil der Rückblicke auf die Vorentscheidungen möchte ich mit drei Liedern beginnen, die bereits vorher aus teils kuriosen Gründen disqualifiziert wurden.

Monica Morell sollte 1973 an der Schweizer Vorentscheidung mit „Bitte glaub es nicht“ teilnehmen. Bei der Auswahl des Liedes lehnte sie u.a. einen von ihrer Managerin Erna Brünell geschriebenen Titel ab. Vermutlich aus Eifersucht teilte diese daraufhin dem Schweizer Fernsehen mit, dass das Lied nicht von einem Schweizer, sondern von dem Deutschen Pepe Ederer geschrieben wurde, was den damaligen Spielregeln widersprach, das Lied wurde tatsächlich disqualifizert. Pikant: Auch Erna Brünell war Deutsche. „Bitte glaub es nicht“ wurde trotzdem ein Erfolg, Monica Morell trat damit u.a. in der ZDF-Hitparade auf.



1962 war Gitte Hænning mit „Jeg snakker med mig selv“ als Teilnehmerin der dänischen Vorentscheidung gemeldet. Vielleicht aus Vorfreude summte und pfiff der Komponist das Lied kurz zuvor in der Kantine des dänischen Rundfunks; das wurde aber als unerlaubte Vorveröffentlichung gewertet, die Folge war eine Disqualifikation.



2003 sollte Joachim Deutschland mit „Marie“ an der deutschen Vorentscheidung teilnehmen, auch dieses Lied wurde disqualifiziert. Grund dafür war weder der obszöne Text (Schlampe, Drecksau…), noch der Umstand, dass Joachim bei der Pressekonferenz, bei der die Lieder vorgestellt wurden, seinen nackten Hintern präsentierte. Vielmehr fiel den Verantwortlichen ein anderes Lied auf, das er aufgenommen hatte, nämlich „Die Stoibers“. Hierin wurde die Familie des damaligen bayrischen Ministerpräsidenten beleidigt, was der NDR nicht dulden konnte oder wollte. Die Folge war nicht nur die Nichtteilnahme bei der Vorentscheidung; vielmehr gab es auf Joachims CD statt „Die Stoibers“ nur eine gleich lange Lücke, und auf Konzerten spielte er das Lied nur instrumental.



Kommen wir aber zu Liedern, die sich tatsächlich um den ESC bewarben: 1964 versuchte es Wenche Myhre in Norwegen mit „La meg være ung“. Sie belegte Platz 3.



1992 versuchte sie es dort erneut mit „Du skal få din dag i morgen“, und wieder wurde es ein dritter Platz.



Spanien war 2002 das erste Land, das eine Casting-Show zur Ermittlung des Eurovisionsbeitrags verwendete. Den dritten Platz der Operación Triunfo belegte David Bustamante mit „La magia del corazón“; er war beim ESC als Chorsänger dabei.



Sezen Aksu ist in der Türkei seit langem ein Superstar. 1984 beteiligte sie sich mit „1945“ an der nationalen Vorentscheidung, kam dort aber nicht einmal in die Finalrunde.



Zum Abschluss möchte ich ein Lied aus einer deutschen Vorentscheidung vorstellten, das leider schnell in Vergessenheit geriet. Schade, ich gestehe, dass ich „Einen Traum für diese Welt“, gesungen von Xanadu, immer noch sehr gerne höre. 1989 belegten sie Platz 2.

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