Mittwoch, 18. März 2020
Absage
Spätestens nach der Verlegung der Fußball-Europameisterschaft um ein Jahr war es absehbar, dass auch der Eurovision Song Contest der Covid 19-Pandemie zum Opfer fällt. Schade, aber sicher die einzig mögliche Lösung. Hier ist eine offizielle Mitteilung des EBU-Supervisors Jon Ola Sand:



Damit sorgt ein kleines Virus dafür, dass 2020 das erste Jahr seit 1955 ist, in dem kein ESC stattfindet. Ob er im nächsten Jahr in Rotterdam ausgetragen wird, wird später entschieden.

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Freitag, 13. März 2020
Komplett
Et voilà... mittlerweile haben alle 41 Länder ihre Beiträge veröffentlicht. Nachdem im letzten Jahr ein männlicher Solist mit einer Ballade gewonnen hat, versuchen es viele Länder mit männlichen Solisten (darunter die kompletten "Big5") und/oder mit einer Ballade. Daneben gibt es aber auch eine ganze Reihe von temporeichen Beiträgen, die auf einen abwechslungsreichen Song Contest hoffen lassen - wenn er denn stattfindet. Das Corona-Virus ist auch hier ein Thema, erste Teilnehmer haben ihre Promo-Auftritte bereits abgesagt oder eingeschränkt, und diverse Alternativszenarien geistern bereits durch das Netz. Ein ESC ohne Publikum, oder gar eine Videoschaltung zu allen Teilnehmerländern - vieles ist möglich, natürlich auch eine Verlegung oder eine komplette Absage.

Ich habe wirklich keine Tendenz zu einer der möglichen Lösungen. Egal, wie man sich entscheidet, wird es drastische Konsequenzen haben - ökonomischer Art z.B. für die zahlreichen Industrien, die involviert sind, aber auch, was das Flair angeht, das auch von den Geschehnissen um den eigentlichen Wettbewerb herum ausgeht. Ich war dreimal persönlich vor Ort und möchte die Erfahrungen und Erlebnisse nicht missen, und man wird sie in einer menschenleeren Halle (oder einem kleinen Studio) niemals reproduzieren können.

Aber natürlich, auch wenn der ESC eine weltweit beachtete Unterhaltungsshow ist und auch wenn sehr viele Menschen ihre Arbeit und ihre Kreativität hineinstecken - es bleibt eben Unterhaltung, die nicht dazu führen darf, dass eine unabsehbar große Anzahl von Menschen gesundheitlich gefährdet wird.

Ich werde also jede der möglichen Lösungen akzeptieren und warte einfach ab, was die nächsten Wochen bringen - derzeit überschlagen sich die Meldungen zum Virus derart, dass keine seriöse Prognose möglich ist. Dementsprechend kann ich auch überhaupt nicht voraussagen, in welcher Form und in welchem zeitlichen Rahmen ich diese Blogseite fortführen werde.

Nichtsdestotrotz - hier ist ein kleiner Überblick über alle 41 Beiträge:

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Montag, 18. November 2019
41
Vor wenigen Tagen wurde bekanntgegeben, dass am ESC 2020 in Rotterdam 41 Länder teilnehmen werden – das ist die gleiche Anzahl wie 2019 in Tel Aviv, aber es gibt ein paar Änderungen.

Montenegro und Ungarn sagten ab – ersteres aus finanziellen Gründen, letzteres hat wohl eher mit dem politischen Wohlbefinden zu tun, es sieht so aus, als ginge Ungarn unter Orbán einen ähnlichen Weg wie die Türkei unter Erdoğan, die seit 2013 dem Wettbewerb fernbleibt.

Dafür gibt es aber auch zwei Rückkehrer, die beide ein Jahr ausgesetzt haben. Bulgarien, das wie in diesem Jahr Montenegro knapp bei Kasse ist, hat einen Sponsor gefunden, der alle Kosten übernimmt; das bedeutet auch, dass der Beitrag intern nominiert wird, er soll schon in wenigen Tagen präsentiert werden. Auch die Ukraine ist wieder dabei; 2019 gab es zwar eine Vorentscheidung, deren Siegertitel international sehr positiv aufgenommen wurde. Allerdings sorgten abstruse Klauseln in den Verträgen dafür, dass weder die vorgesehene Interpretin noch ihre Mitbewerber bereit waren, diese zu akzeptieren, sodass das Land notgedrungen absagen musste.

Das letzte Beispiel zeigt, dass die Zahl 41 noch nicht notwendigerweise auch die tatsächliche Anzahl der Beiträge zum ESC 2020 sein muss.

Was die Beiträge angeht, ist die Nachrichtenlage noch eher dürftig. Der bulgarische Beitrag wird aller Voraussicht nach, wie oben erwähnt, der erste sein, der publiziert wird. Die erste nationale Vorentscheidung findet, wie in jedem Jahr, kurz vor Weihnachten in Albanien statt. Und zwei Länder haben bereits ihre Interpreten nominiert, auf die Lieder müssen wir allerdings noch einige Zeit warten: Belgien hat sich für die Gruppe Hooverphonic entschieden, und für Spanien singt Blas Cantó. Beide sind schon seit einiger Zeit kommerziell recht erfolgreich, Blas Cantó ist vielleicht auch noch als Mitglied der Gruppe Auryn bekannt.

Warten wir also ab, welche Neuigkeiten die nächsten Wochen und Monate bringen.

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Mittwoch, 28. August 2019
ESC 2020 - ESC 1970
Jetzt wissen wir es also: Der Eurovision Song Contest 2020 findet erstmals in Rotterdam statt, und zwar am 12., 14. und 16. Mai. Die Niederlande sind zum fünften Mal Ausrichter des Wettbewerbs, zuvor wurde er in Hilversum, Amsterdam und zweimal in Den Haag ausgetragen. Ich möchte, um die Zeit bis zu den Vorentscheidungen und zum eigentlichen Contest zu überbrücken, gern 50 Jahre zurückblicken, also auf das Jahr 1970. Damals war Amsterdam Gastgeber des internationalen Wettbewerbs, die deutsche Vorentscheidung fand in Frankfurt am Main statt.

Das Ergebnis des Vorjahres, bei dem es vier gleichberechtigte Siegertitel gab, verursachte in vielen Ländern Ratlosigkeit und Verärgerung, mehr dazu später. In Deutschland witterte man hingegen Morgenluft, die letzten zwei Beiträge waren, anders als ihre Vorgänger seit 1964, kommerziell erfolgreich, und durch den Auftritt bekannter Stars wie Cliff Richard oder Lulu wurde der Wettbewerb auch für das junge Publikum attraktiv; der seinerzeit federführende Hessische Rundfunk beschloss, diese beiden Aspekte zu kombinieren und eine Vorentscheidung auszurichten, an der junge Künstler, die am Beginn ihrer Karriere standen, teilnahmen. Aus diesem Grund wurde die Bewerbung von Manuela abgelehnt, denn diese war eine der populärsten deutschsprachigen Künstlerinnen der 1960er und damals kommerziell sehr erfolgreich.

Lieder von sechs Autorenteams wurden ausgewählt, die ihrerseits gebeten wurden, Künstler vorzuschlagen. Katja Ebstein hatte einige Achtungserfolge, war einem großen Publikum aber noch eher unbekannt. Kirsti Sparboe hatte ihre Heimat Norwegen bereits dreimal beim ESC vertreten, aber jeweils einen der letzten Plätze belegt. In Deutschland hatte sie mit „Ein Student aus Uppsala“ Erfolg. Reiner Schöne war 1968 aus der DDR geflohen und hatte sich u.a. als Musicalsänger einen Namen gemacht.

Bei drei weiteren Interpreten mussten die Verantwortlichen allerdings umdisponieren: Edina Pop sagte krankheitsbedingt ab, für sie sprang Mary Roos, die bis dahin noch keine nennenswerten Erfolge gehabt hatte, ein. Joachim Laufer sagte der Text des ihm zugedachten Liedes nicht zu, er wurde durch Roberto Blanco ersetzt. Dieser hatte 1969 die Deutschen Schlagerfestspiele mit „Heute so, morgen so“ gewonnen. Und der Niederländer David Alexandre Winter sagte ab, weil er als Vertreter Luxemburgs direkt für den Wettbewerb nominiert wurde. Für ihn rückte Peter Beil nach; dieser war kein Neuling, er hatte schon seit mehreren Jahren Schallplatten veröffentlicht, allerdings war ihm der große Durchbruch nicht gelungen.

Die Vorentscheidungssendung wurde bewusst modern und farbenfroh gehalten, ein britisches Ballett sorgte für entsprechende Untermalung, und Moderatorin war Marie-Louise Steinbauer, die auch als Model arbeitete und insbesondere den norddeutschen Zuschauern als Gastgeberin der „Aktuellen Schaubude“ bekannt war.

Eine Jury wählte aus den sechs Liedern zunächst drei aus, die noch einmal präsentiert wurden, und aus denen dann der Gesamtsieger ermittelt wurde. Hier konnte sich Katja Ebstein eindeutig durchsetzen, ihre beiden Mitbewerber Mary Roos und Reiner Schöne blieben in der Finalrunde punktlos.







Der Siegertitel „Wunder gibt es immer wieder“ wurde vom Publikum gut angenommen, womit der Hessische Rundfunk sein Ziel bereits erreicht hatte.

Über dem internationalen Wettbewerb hingen allerdings mehrere graue Wolken, wie bereits erwähnt, gab es in mehreren Ländern Unzufriedenheit mit dem Vorjahresergebnis. Einige vorwiegend nordeuropäische Delegationen forderten, das Punktesystem zu reformieren; als dies nicht geschah, boykottierten sie den ESC. Diesem Protest aus Norwegen, Schweden und Finnland schlossen sich auch Portugal und Österreich an, sodass nur 12 Teilnehmer übrig blieben – weniger als in den gesamten 1960ern. Dass der ESC 1970 trotzdem ein Erfolg wurde, lag auch an den teilnehmenden Interpreten.

Der Sieg ging erstmals nach Irland, die junge Sängerin Dana wirkte mit ihrem schlichten, aber eingängigen Liebeslied „All kinds of everything“ und auf einem Barhocker sitzend fast schüchtern und eroberte so die Jurys, aber auch das Publikum, das Lied wurde in mehreren Ländern ein Hit. Dana hatte in den Folgejahren noch Erfolge in mehreren Sprachen wie „Fairytale“ oder „Spiel nicht mit mir und meinem Glück“, später machte sie als erzkonservative Parlamentsabgeordnete von sich reden.



Zum Zeitpunkt des ESC war Mary Hopkin bereits sehr bekannt, ihr Erfolgslied „Those were the days“ führte 1968 in vielen Ländern die Verkaufslisten an. Mit „Knock, knock, who‘s there?“ belegte sie Platz 2.



Auf Rang 3 kam Katja Ebstein, es war das bis dahin beste deutsche ESC-Ergebnis. Katja Ebstein wurde eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Künstlerinnen der 1970er und frühen 1980er Jahre. Und auf Platz 4 war Julio Iglesias zu hören, der seine Heimat Spanien vertrat, wo er bereits als Fußballspieler populär war. Seinen internationalen Durchbruch hatte er allerdings, und das unabhängig vom ESC, erst etwas später; er ist bis heute der weltweit erfolgreichste spanischsprachige Sänger; vielleicht gibt er diesen Titel eines Tages an seinen Sohn Enrique ab, der seit den 1990ern weltweit populär ist.



Auf den weiteren Plätzen gab es einige Kuriositäten: Die Gastgeber, also die Niederlande, wurden von den Hearts of Soul vertreten, einem Trio aus drei Schwestern. Weil die damaligen Spielregeln aber nur Solisten oder Duos zuließen, firmierten sie offiziell als Patricia Maessen und Chorsängerinnen. Aus Monaco kam eine kabarettartige Hommage an Marlene Dietrich, die auch einige deutsche Worte enthielt, und David Alexandre Winter, der verhinderte Teilnehmer der deutschen Vorentscheidung, wurde für Luxemburg Letzter, ohne auch nur einen einzigen Punkt zu bekommen.

A propos verhinderte Teilnehmer: Zwei von ihnen hielten sich mit deutschen Versionen der internationalen Beiträge schadlos: Manuelas Fassung von „All kinds of everything“ hieß „Alles und noch viel mehr“, und Edina Pop sang „Knock, knock, who‘s there?“ als „Komm, komm zu mir“.

Zum Abschluss noch zwei Trivia: Katja Ebstein heiratete den Komponisten ihres Beitrags, Christian Bruhn, 1972, und an der spanischen Vorentscheidung nahm eine Künstlerin teil, die in der Regel nicht mit dem ESC in Verbindung gebracht wird: Donna Hightower hatte 1971 mit „This world today is a mess“ einen Welthit und war US-Amerikanerin, lebte damals aber in Spanien, was ihren Auftritt erklärt. Mit „Soy feliz“ belegte sie aber nur Platz 7 der Vorauswahl.

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